Dr. Michael Wilk Rojava / Nordostsyrien, Bericht Oktober 2023

Dr. Michael Wilk Rojava / Nordostsyrien, Reisebericht Oktober 2023

Ein Krieg niedriger Intensität, staatlicher Terror als alltäglicher Zustand in Rojava. Die Angriffe der Türkei zielen, neben der Zerstörung von v.a. ziviler Infrastruktur, auf die mentale Verfasstheit der Bevölkerung.

Die Situation in Rojava, Nordostsyrien, hat sich in den letzten Wochen deutlich verschärft. Seit Anfang Oktober greifen Kampfflugzeuge und Drohnen der türkischen Armee verstärkt Menschen, Fahrzeuge und lebenswichtige Infrastruktur in dem autonomen, unabhängig vom Assad Regime verwalteten, Gebiet an.

Laut der Vertretung der Selbstverwaltung ergibt sich folgende Bilanz (Stand 19.10.2023): Bei 580 Luftangriffen wurden 44 Menschen getötet, darunter 2 Kinder, 55 wurden verletzt. 11 Kraftwerke wurden beschädigt, 2 Krankenhäuser (laut meinen Recherchen zum Zeitpunkt der Angriffe unbelegt) wurden zerstört, 48 Bildungsstätten wurden angegriffen, 1 Fortbildungszentrum einer Einheit für Anti-Drogen-Einsätze wurde bombardiert.

Als Begründung für die verstärkten Angriffe dient ein Anschlag der PKK am 1. Oktober 2023 in Ankara, bei dem die beiden Attentäter ums Leben kamen. Neben der Tatsache, dass die Menschen Rojavas nicht für den Anschlag verantwortlich sind, ist diese Begründung auch vor dem Hintergrund seit Jahren bestehender Angriffe und Invasionen auf Nordostsyrien zynisch. Seit der Selbstorganisierung der multiethnischen Bevölkerung im Norden Syriens, – hier leben neben kurdischen Menschen u.a. arabische, aramäische und jesidische Bewohner*innen, wird Rojava von der Türkei zunehmend attackiert.

Die Menschen Rojavas distanzieren sich nicht nur vom Assad-Regime und haben die Gleichberechtigung der Geschlechter eingeführt, sondern haben zudem, im Bündnis mit der Anti IS Koalition, die islamistische Terrororganisation IS militärisch zerschlagen. Das Erdogan Regime befahl mehrfach den Einmarsch in Nordsyrien, in Afrin 2018, ebenso wie die Invasion 2019. Die Überfälle hatten nicht nur zahlreiche Tote und Verletzte zur Folge, sondern trieben zudem Hunderttausende in die Flucht. Die Attacken des NATO Landes Türkei sind also mitnichten eine Reaktion auf ein aktuelles Ereignis, sondern finden schon seit Jahren statt.

Die aktuellen Angriffe durch das Nato Mitglied Türkei haben massive Auswirkung für die Bevölkerung, v.a. im Bereich der Energie- und der Wasserversorgung. War die Infrastruktur durch frühere türkische Angriffe auf Pumpstationen und die Niedrigregulierung des Euphrat bereits in einem schlechten Zustand, sind nun die Verhältnisse in Bereichen katastrophal.

Bombardierung eines Stromverteilers durch türkisches Flugzeug in Qamishlo am 5.10.2023

Beim Besuch der Bürgermeisterinnen von Derik und Kobane wurden mir eindrücklich die Not und die Folgen für abertausende Menschen der Regionen geschildert. Zerstörte Pumpstationen und Leitungssysteme lassen die Versorgung durch Tankwagen notwendig werden. Noch funktionierende Pumpen sind durch zerstörte Kraftwerke nur noch mit Hilfe von Dieselgeneratoren zu betreiben. Zum Teil lassen sich die Schäden nicht beheben, da sie im direkten Feuerbereich türkischer Geschütze liegen.

Ganzer Bericht: https://frankfurt-kobane.org/dr-michael-wilk-rojava-oktober-2023/ Lies auch:“Erdogans unbeachteter“ Krieg https://www.tagesschau.de/ausland/asien/tuerkei-kurden-nordsyrien-100.html

Gesundheitsversorgung und Selbstverwaltung.

„Die Bombardierung von Menschen und Einrichtungen im Nordosten Syriens durch die Türkei stellt derzeit die größte menschliche und gesundheitliche Belastung für die Bevölkerung in Rojava dar, erklärt der Wiesbadener Arzt Michael Wilk.

In der vergangenen Woche haben Menschen in aller Welt zehn Jahre Autonomie und Hoffnung in Nord- und Ostsyrien gefeiert, aber es waren auch zehn Jahre intensiven Drucks von allen Seiten und heftiger militärischer Verteidigung. Die AANES (Autonome Administration von Nord- und Ostsyrien) musste ihre Strukturen und Institutionen in einer Situation des unerbittlichen Kampfes aufbauen. In einem auf dem Onlineportal Medya News erschienenen Interview von Sarah Glynn erläutert der Arzt Dr. Michael Wilk, was dies für die Entwicklung und die Praxis der Gesundheitsversorgung bedeutet.

Michael Wilk ist politischer Aktivist und Schriftsteller sowie praktizierender Arzt in Deutschland und hat seine medizinischen Fähigkeiten eingesetzt, um Menschen dort zu unterstützen, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Seit 2014 hat er in Nordsyrien die Kampfgebiete und die Lager für Binnenvertriebene besucht und eng mit Hevya Sor a Kurd, dem kurdischen Roten Halbmond, zusammengearbeitet.“

„Erfahrung Rojava“ Berichte aus der Solidaritätsarbeit in Nordostsyrien

Michael Wilk (Hrsg.)
„Erfahrung Rojava“
Berichte aus der Solidaritätsarbeit in Nord-Ostsyrien
Mit Beiträgen von Michael Wilk, Nujin, Torsten Lengfeld, Elke Dangeleit, Peng, Beriwan Al-Zin, Thomas Lutz, Meryem, Tom

Verlag Edition AV ISBN 978-3-86841-283-3 250 Seiten 18 € http://www.edition-av.de/

Das Gesellschaftsmodell Nord-Ostsyriens, die Organisierung basisdemokratischer Selbstverwaltung, der Anspruch einer Gleichberechtigung der Geschlechter ist eine Herausforderung, die großen Einsatz, Mut und Kraft auf Seiten der Menschen Rojavas erfordert. Das Ringen um Autonomie gegenüber dem Assad-Regime, der Kampf gegen den IS und die Bedrohung durch das türkische Erdogan-Regime belasten den Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung. Solidaritätsarbeit ist ein wichtiger unterstützender Faktor in diesem Prozess. Wie sehen, empfinden und bewerten Menschen ihren Einsatz unter diesen Bedingungen, welche Ansprüche vertreten sie, was hat sie motiviert, beflügelt oder auch enttäuscht. Wie manifestiert sich der Prozess der Erfahrung des voneinander Lernens in und um die Bewegung in Rojava in den Herzen und Köpfen der Helfenden?

Nothilfe in Nordsyrien – „Sogar eine Hühnerfarm wird Corona-Klinik“

Datum:
22.04.2021 18:59 Uhr

Unter Kriegsbedingungen und mit äußerst limitierten Mitteln leisten Mediziner im Nordosten Syriens Corona-Nothilfe. Der deutsche Arzt Michael Wilk unterstützt sie vor Ort.


https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-nordsyrien-notsituation-wilk-100.html?fbclid=IwAR0qTpYQr607hNQuw-0mN7f_Hy9WdDezQuZdqRQUNCZg_QEf59vgAQSZIkw

Dr. Michael Wilk 20. April 21 Haseke Nord/Ostsyrien Rojava

„Dicht neben der Corona-Kinik Washokani befindet sich ein Camp für Geflohene. Hier leben 14.000 Menschen in Zelten unter widrigsten Bedingungen. Ebenfalls bei Haseke, Großstadt/Umland mit ca. 1 Million Einwohner*innen, liegt ein weiteres Camp, Serekaniye mit 11.000 Bewohner*innen. Dieses zweite Camp ist benannt nach der Stadt gleichen Namens, die im Oktober 2019 von türkischer Armee und islamistischen Truppen des  Präsidenten Erdogan erobert wurde. Serekaniye war eine schöne, mehrheitlich kurdisch bewohnt Stadt, direkt an der Grenze der Türkei gelegen. Auf der anderen Seite der politischen Demarkationslinie leben ebenfalls kurdische Menschen, getrennt von ihren Verwandten in Syrien, durch eine von Siegermächten nach dem Ende des osmanischen Reichs gezogene Grenze….“ https://aku-wiesbaden.info/4-bericht-rojava-syrien-von-dr-michael-wilk/ 

Rojava Nord/Ostsyrien 20. April 21 Dr. Michael Wilk, Situation der Geflohenen in Haseke und die herrschende Coronapandemie

https://www.youtube.com/watch?v=NoVm7juAFCM

Allein in den Camps Washokani und Serekaniye bei Haseke leben immer noch 25.000 Geflohene.
Vertrieben wurden sie durch die Invasion der türkischen Armee auf Befehl Erdogans im Oktober 2019. Zusätzlich ist die Lage der Menschen durch die Coronapandemie belastet. Impfstoff fehlt.

Dr. Michael Wilk, April 2021, Rojava Nord/Ostsyrien Prothesenprojekt

„Danke! Ich übermittle hiermit erneut herzliche Grüße und Dank aus Rojava. Durch eure/Ihre solidarische Hilfsbereitschaft war es möglich erneut Geld an den Kurdischen Roten Halbmond (Heyva sor a kurd) kurdish-red-crescent zu übergeben. Die nunmehr insgesamt 51.400€  finden ihre Verwendung in der Errichtung eines neuen Prothesenzentrums in Qamislo. 

Bei tausenden geschädigten Kriegsopfern ein dringendes Projekt. Die bestehenden Kapazitäten reichen bei weitem nicht. Auf ca 11.000 Tote und über 20.000 Schwerverletzte werden allein die Opfer im erfolgreichen Kampf gegen den IS in Rojava/Nord-Ost-Syrien geschätzt. Weitere Menschen wurden durch die immer noch erfolgenden Angriffe türkisch-islamistischer Truppen verletzt und verstümmelt. Der Kurdische Rote Halbmond geht von einigen tausend Menschen aus, die auf die Versorgung mit Prothesen angewiesen sind, darunter auch viele Kinder und Jugendliche….“ weiter https://aku-wiesbaden.info/3-bericht-rojava-syrien-prothesenprojekt-qamislo/

Eure Spende für den kurdischen roten Halbmond, Heyva sor a kurd (Hsak) und für die Unterstützung der Menschen in Rojava kommt zu 100% an: Dr. M. Wilk „Gesundheitsaufbau“, IBAN DE77510500150173070939 BIC NASSDE55XXX

Dr. Michael Wilk, 15. April 21, Rojava Nord/Ostsyrien Corona Situation

https://www.youtube.com/watch?v=732b5Solekc

Corona Krankenhaus des #Kurdischen_Roten_Halbmonds bei Haseke. Die Mitarbeiter*Innen von #Heyva_sor_a_kurd#kurdish_red_crescent arbeiten unter höchstem Einsatz an der Rettung der Erkrankten. Die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten sind aufgrund der allgemeinen Lage eingeschränkt. Geimpft ist niemand, Vaccine wird dringend benötigt.