Herrschaftsfrei statt populistisch. Aspekte anarchistischer Gesellschaftskritik.

„Herrschaftsfrei statt populistisch. Aspekte anarchistischer Gesellschaftskritik.“

„Vorbemerkung der Autoren:

Die vorliegenden Texte erheben nicht den Anspruch, eine umfassende Staats- und Gesellschaftskritik zu leisten. Es geht uns vielmehr um Aspekte anarchistischer Staats- und Gesellschaftskritik, die belegen können, dass eine solche Kritik zeitgemäß und notwendig ist.

   Ein Staatssystem, dem es gelingt, den sozialen Körper einer Gesellschaft mit Machtstrukturen zu überziehen und zu durchdringen, das also mehr denn je durch den Menschen „hindurch“ und weniger „über“ ihn herrscht, wird von diesen anders wahrgenommen. Herrschaftssicherung, die durch die Einbeziehung der Menschen erfolgt und die Methoden offener Unterdrückung eher zu vermeiden sucht, beziehungsweise nur für Nicht-Integrierbare einsetzt, wirkt subtil, und ist damit schwerer durchschaubar. Der sich aktuell ausbreitende Populismus als Herrschaftsstrategie bedient sich der Benachteiligten, der Ausgegrenzten und Ausgebeuteten und suggeriert in ihrem Namen zu sprechen. Eine gefährliche Strategie, die in moderner Form aufgreift, was vormals der völkische Gedanke im Faschismus bezweckte: die eigentlichen Widersprüche durch die Zugehörigkeitsgefühle zum großen Ganzen zu überdecken.

   Es geht uns darum, aufzuzeigen, dass die anarchistische Herangehensweise in der Lage ist, auf einen sich verändernden Staat – auch wenn er sich populistischer Methoden bedient – zu reagieren, die neuen Bedingungen zu analysieren und Ansätze adäquater Strategien zu entwickeln.“

Wolfgang Haug und Michael Wilk 1. Auflage. Edition AV, Lich 2018, ISBN 978-3-86841-207-9

Soziale Bewegungen, Engelke / Klein / Wilk (Hrsg.):

Engelke / Klein / Wilk (Hrsg.): Soziale Bewegungen

Soziale Bewegungen im globalisierten Kapitalismus Bedingungen für emanzipative Politik zwischen Konfrontation und Anpassung

Soziale Bewegungen gibt es noch, gibt es wieder. Freilich haben sie nach ihrem Aufschwung in den siebziger Jahren heutzutage mit einer Vielfalt von neuartigen gesellschaftlichen Phänomenen zu rechnen. Vor dem Hintergrund der Kämpfe um die Erweiterung des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens, der Geschichte von Anti-AKW-Bewegung und Anti-Kriegs-Protesten spüren die Beiträge dieses Buches den Erfahrungen sozialer Bewegungen nach und loten ihr gegenwärtiges Dilemma wie ihre Chancen aus. Dargestellt werden hierarchische Einbindungsversuche des Staates auf internationaler („Global Governance-Konzept“) und lokaler Ebene (Mediationsangebote). Gehörige Aufmerksamkeit zuteil wird dem Abbau des Sozialstaats und daraus resultierenden gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, in denen eine autonome und libertäre Linke noch ihren Platz finden muss.

Trotzdem Verlag, ISBN 978-3-931786-22-3 erschienen 2005

Macht, Herrschaft, Emanzipation – Aspekte anarchistischer Staatskritik

„Vor dem Hintergrund seiner jahrelangen aktiven Erfahrung in der anarchistischen Bewegung setzt sich Michael Wilk mit den modernen Strukturen staatlicher Herrschaft über den Menschen auseinander. Machtstrukturen bleiben nicht folgenlos und beeinflussen das Verhalten und die Psyche aller Beteiligten. Und niemand ist nur Opfer, nur Täter. So ist ein wesentlicher Aspekt seiner Analyse auch das eigene Verhältnis zur Macht. Im Mittelpunkt stehen jedoch emanzipative Bewegungen und die Reaktionen und Befriedungsstrategien des Staates zur Herrschaftssicherung. Beispielhaft dargestellt werden die Veränderungen in diesem Bereich am Mediationsverfahren um den weiteren Ausbau des Rhein-Main-Flughafens.

»Macht ist ein vieldeutiger Begriff. Macht beschreibt das Verhältnis der Über- und Unterordnung zwischen Menschen, Gruppen und Organisationen. Max Webers Definition: Macht ist ‘die Chance innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichwohl worauf diese Chance beruht’ beschreibt den autoritären Charakter der Macht. Sie kann somit ein Verhältnis von Herrschern und Beherrschten beschreiben. (…)
Macht bedeutet nicht nur die Beschreibung eines linearen Verhältnisses von Herrschenden und Beherrschten. Obwohl Macht untrennbar mit Herrschaft verbunden scheint, und Herrschaft sich immer der Macht bedient, wirkt sie niemals nur ‘von oben nach unten’. Jedes Kräfteverhältnis, nicht nur das einer Herrschaft, sondern auch das Bestreben sich von ihr zu befreien, impliziert zwangsläufig eine Machtbeziehung. Macht steht also nicht einseitig auf Seiten der Herrschaft, sondern Macht steht ebenso auf Seiten der Freiheit.«“

Quelle: https://www.alibri-buecher.de/Trotzdem/Michael-Wilk-Macht-Herrschaft-und-Emanzipation::240.html