Aktueller Bericht zur Lage in Nordostsyrien – Rojava, April/Mai 2025

Aktueller Bericht zur Lage in Nordostsyrien – Rojava, April/Mai 2025

01.05.2025
Tal Tamir, Nordostsyrien #Rojava
Das Wummern der Generatoren ist allgegenwärtig in Nordostsyrien #Rojava und auch in den anderen Teilen des Landes. Der Krieg, der Terror des IS, Sabotage und Luftangriffe zerstörten Kraftwerke und große Teile des Stromnetzes. Doch auch mühsam wieder instandgesetzte Turbinen und Leitungssysteme liefern nicht ausreichend Strom zur Versorgung der Infrastruktur von Stadt und Land. Die Türkei hält den Wasserstand des Euphrat gezielt niedrig, dadurch mangelt es an Trink- und Nutzwasser in Nordostsyrien, aber eben auch an der nötigen Durchflussmenge zum Antrieb der stromerzeugenden Turbinen der Staudammsysteme. Darüber hinaus bombardiert die türkische Luftwaffe auf Befehl des #Erdoganregime fortgesetzt Umspannwerke (wie auch gezielt Menschen, Raffinerieanlagen, Produktionsstätten, Brücken und sogar medizinische Einrichtungen). Der staatliche Terror soll einschüchtern und verunsichern. Das multiethnische Gebiet mit seinen kurdischen, jesidischen, assyrischen und arabischen Menschen soll so in seiner sozialen und ökonomischen Entwicklung behindert werden. Vor allem sind die emanzipatorischen Ansprüche, so zB. die Gleichberechtigung von Mann und Frau, Erdogan ein Dorn im Auge. Die Situation hat sich auch nach dem Kollaps des Assad-Regimes und der Etablierung der neuen Al Qaida-nahen Übergangsregierung in Damaskus nicht geändert. Weiterhin hält die Türkei Teile Nordostsyriens mit Hilfe seiner islamistischen SNA Miliz besetzt.

Doch gibt es neben Zerstörung und Schwierigkeiten auch Positives zu berichten. Es gibt Projekte, die zukunftsweisend sind und Mut machen. So ist der Einsatz von Solarenergie eine Option, die gerade unter hiesigen Bedingungen mehr als geeignet ist, ohne Abgase und Lärm die nötige Energie zum Leben zu liefern. Solare Energieerzeugung findet sich zunehmend vor allem auf Neubauten (Fotos MW: neues Krankenhaus des Kurdischen Roten Halbmonds in Tal Tamir), aber auch in Kombination zur Wassergewinnung (Fotos MW: Projekt eines Solar betriebenen Brunnens in Derik, der Teile der Stadt mit Trinkwasser versorgt). Unterstützt werden Projekte dieser Art auch von Deutschland aus, zB. durch die Städtepartnerschaft Friedrichshein- Kreuzberg- Derik (https://staepa-derik.org/), sowie medico international (https://www.medico.de/licht-an-fuer-rojava-19543)

28.04.2025

Kobanê, Nordostsyrien #Rojava
Die Region Kobane leidet weiterhin unter extremen Problemen der Trinkwasserversorgung. Über 200.000 Menschen sind davon betroffen seit das türkische #Erdoganregime am 2. Februar 2025 die zentrale, im Dorf Sheikh Al-Fawqani am Euphrat gelegene Pumpstation zerstörte. Die Wasserversorgung erfolgt nun über Wasserentnahmestellen aus Oberflächenbrunnen und über Tanklastwagen. Die Wasserqualität ist schlecht und mit dem nahenden Sommer steigt das Risiko von Infektions-, Magen-Darm- und Hautkrankheiten. Die Städtefreudschaft Frankfurt-Kobane konnte 13500 Euro sammeln, die ich der Chefin der Wasserabteilung im Rathaus als Unterstützung übergeben konnte. Die Instandsetzung , deren Kosten mehrere Hunderttausend Euro beträgt, wird immer wieder durch Luftangriffe verhindert. Die hier lebenden Menschen mussten das grenznahe Gebiet fast vollständig verlassen, nur vereinzelt sind Bauern zu sehen, die unter Lebensgefahr ihre Felder bestellen. Luftangriffe mit Toten und Verletzten sind keine Seltenheit und sind Bestandteil des durch das #Erdoganregime ausgeübten Terrors gegenüber der hier mehrheitlich kurdischen Bevölkerung. Die Fahrt zur Pumpstation wurde von einem Filmteam des ARD (Matthias Ebert, Redakteur) dokumentiert, das über die Lebensbedingungen der Menschen in Nordostsyrien recherchiert. Der Filmbeitrag wird am Mittwoch 04.06.2025 um 23:50 Uhr im Ersten gesendet (Wdh. am 05.06. Tagesschau24 um 20:15 Uhr).

26.04.2025

Die Situation in Nordostsyrien #Rojava ist weiter extrem belastet. Die vom türkischen #Erdoganregime unterstützte islamistische SNA Miliz greift seit Jahren immer wieder kurdische, jesidische, assyrische und auch arabische Menschen an, die sich im multiethnisch selbstverwalteten Gebiet im Norden Syriens #Rojava organisiert haben. Während sich die gemäßigt gebende Al Qaida nahe HTS Miliz und ihr Anführer Dscholani (jetzt Ahmed al-Scharaa) auf die Zerschlagung des Assad Regimes und die Etablierung einer Übergangsregierung konzentrieren, sind die Aktionen der türkischen Proxitruppen SNA aggressiv gegen die Selbstorganisierung und die sozialen Errungenschaften in Nordostsyrien gerichtet. Durch die Angriffe 2018/19 sowie die jüngsten Offensiven wurden hundertausende Menschen vertrieben. Die Geflohenen fanden Aufnahme im Gebiet östlich des Euphrat, das von Selbstverteidigungseinheiten der Region geschützt wird. Diese sind gleichzeitig mit der Kontrolle des weitgehend zerschlagenen, aber noch aktiven IS gefordert. Die Bevölkerung, die Selbstverwaltung, sowie der Kurdische rote Halbmond und internationale Hilfsorganisationen versuchen die Geflohenen soweit als möglich zu unterstützen. Jedoch haben aktuell die Kürzungen der internationalen Hilfe (maßgeblich die von USAID durch Trump) die Versorgungslage massiv gefährdet. Die Region ist extrem belastet, der Unterricht an vielen Schulen fällt aus, weil Menschen untergebracht werden müssen. Viele Tausende leben seit den Vertreibungen 2018/19 in Zeltlagern unter marginalen Bedingungen (Fotos). Auch Bauruinen müssen als Unterkünfte herhalten (Fotos). Die Menschen der Region, die über Jahre den IS bekämpfen, bemühen sich um den Aufbau ihrer vom Krieg zerstörten Heimat und ihrer Existenz. Das #Erdoganregime muss gestoppt werden, um die Angriffe auf Menschen und Infrastruktur zu beenden. Hilfe zum Aufbau einer funktionierenden Zivilgesellschaft ist dringend notwendig. Hier versagt jedoch westliches Regierungshandeln seit Jahren. Bekämpft endlich Fluchtursachen – nicht die Geflohenen! Fotos MW 4/2025: Geflohene in Bauruinen Qamishlo.

24.04.2025

Wieder einmal Grüße aus Nordostsyrien #Rojava.
Ich bin z.Zt. mit einer Delegation von Friedensdorf International (siehe https://friedensdorf.de/) unterwegs, um den Kontakt zum Kurdischen Roten Halbmond, den ich seit vielen Jahren unterstütze, herzustellen. Ziel ist die Versorgung von schwer brandverletzten Kindern. Nicht zuletzt die schwierigen Lebensbedingungen, offenes Feuer, brandanfällige Öfen, bei vielen Geflohenen das Leben in Zelten, sind häufig die Ursache schwerster Verbrennungen, bis hin zum Funktionsverlust betroffener Gliedmaßen. Die Betroffenen sind auf spezielle chirurgische Hilfe angewiesen.
Durch euere Hilfe konnte ich heute 15.000 Euro Spenden an Heyva Sor A Kurd, den Kurdischen Halbmond übergeben. Sie fließen direkt und vollständig in Projekte der medizinischen Versorgung. Danke dafür. Die Lage vor Ort ist weiterhin prekär, die Versorgung vieler Menschen, die durch die Angriffe des türkischen #Erdoganregime und seiner islamistischen Söldnertruppen SNA vertrieben wurden, ist kaum möglich.
Foto: Spendenübergabe

  • Aktueller Bericht zur Lage in Nordostsyrien – Rojava, April/Mai 2025
    01.05.2025 Tal Tamir, Nordostsyrien #Rojava Das Wummern der Generatoren ist allgegenwärtig in Nordostsyrien #Rojava und auch in den anderen Teilen des Landes. Der Krieg, der Terror des IS, Sabotage und Luftangriffe zerstörten Kraftwerke und große Teile des Stromnetzes. Doch auch mühsam wieder instandgesetzte Turbinen und Leitungssysteme liefern nicht ausreichend Strom zur Versorgung der Infrastruktur von Stadt und Land. Die Türkei hält den Wasserstand des Euphrat gezielt niedrig, dadurch mangelt es an Trink- und Nutzwasser in Nordostsyrien, aber eben auch an der nötigen Durchflussmenge zum Antrieb der stromerzeugenden Turbinen der Staudammsysteme. Darüber hinaus bombardiert die türkische Luftwaffe auf Befehl des #Erdoganregime fortgesetzt Umspannwerke (wie auch gezielt Menschen, Raffinerieanlagen, Produktionsstätten, Brücken und sogar medizinische Einrichtungen). Der staatliche Terror soll einschüchtern und verunsichern. Das multiethnische Gebiet mit seinen kurdischen, jesidischen, assyrischen und arabischen Menschen soll so in seiner sozialen und ökonomischen Entwicklung behindert werden. Vor allem sind die emanzipatorischen Ansprüche, so zB. die Gleichberechtigung von Mann und Frau, Erdogan ein Dorn im Auge. Die Situation hat sich auch nach dem Kollaps des Assad-Regimes und der Etablierung der neuen Al Qaida-nahen Übergangsregierung in Damaskus nicht geändert. Weiterhin hält die Türkei Teile Nordostsyriens mit Hilfe seiner islamistischen SNA Miliz besetzt.
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    Dr. Michael Wilk, Städtepartnerschaft Frankfurt -Kobane Zum Krieg des türkischen Erdogan-Regimes gegen die Bevölkerung Nordostsyriens „Rojava“: https://www.youtube.com/watch?v=BxNILs9DJKA