Deutscher Arzt berichtet aus Syrien „Von Europas Regierungen allein gelassen“

Deutscher Arzt berichtet aus Syrien heute.de Juli 2016 (nicht mehr im zdf online-archiv vorhanden)

„Von Europas Regierungen allein gelassen“Der Kampf der Kurden gegen die IS-Terroristen fordert hohe Opfer. Ein Embargo der Türkei erschwert das Überleben in Nordsyrien zusätzlich. Doch auf Hilfe aus Brüssel oder Berlin warten die Kurden vergebens. Beobachtungen eines deutschen Arztes.

Von Dr. med. Michael Wilk, zurzeit in Rojava (Nordsyrien)

//Infobox//Michael Wilk……ist Arzt, Psychotherapeut, Autor und Umweltaktivist. Seit 2014 hat Wilk mehrere humanitäre Hilfseinsätze in Rojava im Norden Syriens geleistet. Nun will der Wiesbadener den kurdischen Roten Halbmond beim Aufbau eines permanenten Rettungssystems unterstützen. Er berichtet von seinen Erfahrungen vor Ort bei heute.de.//

Der Kühlwagen kommt. In Deutschland lieferte er Eiscreme oder andere Nahrungsmittel. Hier in Nordsyrien transportiert er Frontopferin die Stadt Kobane, die weltweit zumSymbol des kurdischen Widerstands gegen den IS wurde. Der Laster ist eine Spende aus Deutschland, finanziert vom kurdischen Roten Halbmond. Er ist bitter nötig bei 45 Grad im Schatten.

Der Kampf gegen die IS-Terroristen fordert hohe Opfer.

Wir sind im Feldhospital nahe der Stadt Manbij. Hierher werden die Verwundeten von der vorderen Frontlinie gebracht. Der IS ist im Zentrum der Stadt eingeschlossen und hat die Gebäude vermint. Sprengfallen und Scharfschützen kosteten in den vergangenen Tagen viele Opfer. Der kurdische Rote Halbmond versorgt und transportiert Schwerverwundete nach der Erstversorgung nach Kobane. Wie überall in Nordsyrien sind die Mittel begrenzt: Es fehlt an qualifiziertem Personal, gut ausgestatteten Rettungswagen und Medikamenten. Durch das bestehende Embargo der Türkei erfolgen Hilfslieferungen ausschließlich über den Nordirak –ein Weg, der phasenweise auch verbaut ist. Die Verwundeten, vor allem aber die Zivilisten, leiden unter dem Embargo. Sie sind in höchstem Maße abhängig von den Hilfslieferungen der Nichtregierungsorganisationen, denn Unterstützung kommt ausschließlich von dort.

Die Zukunftsängste des jungen kurdischen Pflegers Amed

Der 21-jährige Amed, sonst eher der Spaßvogel des Sanitätsstützpunkts, ist beim gemeinsamen Abendessen bedrückt. Er hat seine Zeugnisse fotografiert und zeigt sie mir auf dem Display seines Handys: Bescheinigungen über seine Kurse beim kurdischen Roten Halbmond, seine Pflegeweiterbildung im Krankenhaus von Kobane. „Ich weiß nicht,ob ich hier eine Zukunft haben werde“, sagt er. Amed würde gern Medizin studieren, aber der Weg in Syrien ist verbaut. Die Universitäten sind zerstört oder sie liegen auf dem Gebiet des Assad-Regimes. „Ich würde sofort in die Armee gepresst, wenn ich den Boden von Damaskus betreten würde“, sagt Amed und kämpft mit den Tränen.

Viele Menschen sind physisch und psychisch ausgezehrt

Nachdem sein Bruder im Kampf gegen den IS fiel, floh dieFamilie aus dem zuvor umkämpften Hasake nach Deutschland. Sein älterer Bruder musste den gehbehinderten Vater, die Mutter und die jüngere Schwester auf dem Weg in die Fremde begleiten. Ich bin erleichtert zu erfahren, dass sie die Flucht antraten, als die Grenzen Europas für einen Moment offen waren und dass sie sicher in einer Stadt Zuflucht fanden, die nicht von nationalistischem Fremdenhass und dumpfer Ignoranz dominiert wird. Ebenfalls zu fliehen ist für Amed keine Option, obwohl seine Eltern ihn gerne sicher in Europa wüssten. Er will Rojava nicht verlassen. Er sei denen nicht Gram, die geflohen seien, sagt Amed. Oft gäbe es keine Wahl, wie bei seinem Bruder. Er kenne auch viele, die es einfach nicht mehr aushielten: Den Terror des IS, die Bomben, die psychische Belastung des Kampfes oder der Arbeit im Krankenhaus. Viele seien einfach fertig mit den Nerven.

Einwohner Rojavas von den Regierungen Europas im Stich gelassen

Es sind wiederum dieselben Nichtregierungsorganisationen, die sich in Zusammenarbeit mit dem kurdischen Roten Halbmond darum bemühen, Möglichkeiten der psychosozialen Betreuung zu etablieren, die so dringend benötigt werden. Nicht nur die akut Verletzten und die dauerhaft Verstümmelten, sondern auch die seelisch Verwundeten bedürfen der Hilfe. Die Regierungen Europas tun nichts, um die Lebensbedingungen der Menschen Rojavas zu verbessern. Menschen wie Amed eine Zukunft zu geben, am besten in seinem eigenen Land, in Würde und einer Perspektive auf Selbstbestimmung.

Junge Menschen, für die wir nichts mehr tun können

Gäbe es für jedes zynische Politikerversprechen, für jede gedroschene Phrase eines Regierungsvertreters und vor allem für die Ahnungslosigkeit der Entscheider eine gute Summe Geld–den Menschen hier wäre sehr geholfen. Noch im Lauf des Abends bringen uns die Pickups drei weitere Schwerverwundete und zwei junge Menschen, für die wir nichts mehr tun können.

„Wenn Konzerne Proteste managen“, 2015 Tagung v. Robin Wood u.a.,

„Ob beim Braunkohle-Tagebau oder bei Verkehrsprojekten wie Stuttgart 21, Konzerne kalkulieren gesellschaftliche Proteste gegen (Groß-) Projekte längst mit ein. Protest einfach nur verhindern oder lediglich zu ignorieren war gestern. Heute sollen spezialisierte PR-Agenturen „Argumente managen“, Proteste übertönen oder neutralisieren.“ https://www.youtube.com/watch?v=AnYTsnQ9QHI

Strategische Einbindung

„Strategische Einbindung- von Mediationen, Schlichtungen, Runden Tischen …
und wie Protestbewegungen manipuliert werden.“

Beiträge wider die Beteiligung
von Michael Wilk/Bernd Sahler

„Ob Flughafenerweiterungen, Kohleabbau, Bahnprojekte wie Stuttgart21, Autobahnausbau oder Stromleitungstrassen – Proteste gegen Großprojekte nehmen zu. Offene Repression, Polizei und Justiz wirken als Durchsetzungsmethode oftmals kontraproduktiv, verstärken Unruhe und Empörung gegenüber autoritärem Regierungshandeln. Mediations-, Dialog- und Schlichtungsverfahren bieten sich als Alternative an. Die „sanften“ Methoden einer Strategischen Einbindung werden immer häufiger zur Befriedung, Kanalisierung von Protest und Marginalisierung von Widerstand eingesetzt.“

Verlag EDITION AV ISBN 978-3-86841-094-5

https://umweltfairaendern.de/2014/03/lesen-wie-protestbewegungen-manipuliert-werden-ueber-mediationen-runde-tische-eine-bucherveroeffentlichung/

Dr. Michael Wilk – 1. Internationale Flughafenanwohnerkonferenz Juli 2013 Vortrag Protest u. Widerstand am Bsp. Frankfurter Flughafen

Jul 29, 2013 Protest gegen Flughafen-Ausbau, Fluglärm und Klimaschutz geht, dann kommt niemand mehr um diesen Meilenstein herum: Die erste internationale Flughafen-Anwohnerkonferenz in Freising/Attaching. Dr. Michael Wilk hat an diesem Tag der internationalen Vernetzung des Protests einen Vortrag zum Thema: Von der Startbahn West bis zur Startbahn Nord – gehalten. Hier finden Sie die vollständige Dokumentation.

Frankfurt Flughafen Montagsdemo gegen Erweiterung 16.Jan.2012

https://www.youtube.com/watch?v=bajD6P1WcRk

Die Montagsdemonstrationen im Frankfurter Flughafen gegen den Fluglärm gehen in 2012 weiter. Die Zahl der Teilnehmer hat sich mittlerweile auf über 5000 erhöht. Das Video zeigt einen Mitschnitt der Ansprache von Dr. Michael Wilk (Arbeitskreis Umwelt Wiesbaden).

CASTOR stoppen: Rede Dr. Michael Wilk Auftaktkundgebung Wendland 2010 Großdemonstration

Rede von Dr. Michael Wilk (AKU Wiesbaden) zu den CASTOR-Protesten, Auftaktkundgebung 6.11.2010, Dannenberg, Wendland. „Begleitet von Protesten mit Rekordbeteiligung rollt der Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll für das Zwischenlager Gorleben durch Deutschland. Bei einer Anti-Atom- Demonstration kamen am Samstag in Dannenberg zehntausende Menschen zusammen – so viele wie nie zuvor. Die Veranstalter sprachen von 50.000 Demonstranten, die Polizei zählte rund 25.000.“ https://www.sueddeutsche.de/politik/proteste-gegen-castor-transport-ein-happening-im-maisacker-1.1020377

Michael Wilk ( AKU Wiesbaden) – „Wir zahlen nicht für eure Krise“ Rede an der Bockenheimer Warte Frankfurt 2009

https://www.youtube.com/watch?v=qlrplLBW0uM&t=7s

„Wir zahlen nicht für eure Krise“ BERLIN/FRANKFURT taz „Mehrere zehntausend Menschen haben am Samstag in Berlin und Frankfurt gegen das Weltfinanzsystem protestiert. So versammelten sich in Berlin zwischen 15.000 und 30.000, in Frankfurt zwischen 12.000 und 25.000, um gegen Bankiers und Politik zu demonstrieren.

Proteste gab es auch in London, Wien, Genf, Madrid, Paris, Rom und Oslo. Allein in London, am Ort des G-20-Gipfels am kommenden Donnerstag, der Anlass für die Proteste ist, gingen 35.000 Demonstranten aus vielen Ländern unter dem Motto „Put People First“ auf die Straßen. In Rom waren es bis zu 50.000 Menschen, in Paris dagegen waren es nur ein paar hundert, die einen großen Sandhügel vor der Pariser Börse aufschütteten, der eine Steueroase symbolisieren sollte.“ https://taz.de/Proteste-in-Berlin-Frankfurt-und-London/!5165483/